Lernziele
Nachdem wir uns auf eine Forschungsfrage festgelegt haben, beschäftigen wir uns nun mit der Wahl der Methode. Wir unterscheiden dabei zwischen Erhebungs- und Auswertungsmethoden. Das Feld der qualitativen Forschung bietet ein weites Spektrum an Möglichkeiten.
In diesem Teil zeigen wir:
- Welche Erhebungsmethoden gibt es?
- Welche Auswertungsmethoden gibt es?
- Wie wähle ich die für meine Forschungsfrage passenden Methoden aus?
Wir haben uns entschieden, für das Qualitorial eine Auswahl an Erhebungs- und Auswertungsmethoden vorzustellen. Diese Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Unser Ziel war es, die praktische Anwendung der Methoden zu zeigen, d.h. hier in erster Linie einen Überblick über verschiedene Erhebungs- und Auswertungsmethoden zu geben; Details zur Durchführung der jeweiligen Methoden sind der weiterführenden Literatur zu entnehmen. Nähere Details zur praktischen Anwendung von Leitfadeninterviews, als zentrales Praxisbeispiel dieses Qualitorials, finden Sie in den Teilen Leitfadenentwicklung, Interviewvorbereitung und Interviewdurchführung.
Grundlagen: AUSWAHL AN ERHEBUNGS- & AUSWERTUNGS­METHODEN
(Einzel-)Interview
Personen aus dem Forschungsfeld werden mündlich befragt. Es werden Texte durch Kommunikation erhoben.
Im Mittelpunkt qualitativer Interviews steht die Frage, was die befragte Person als relevant erachtet.
Passende Auswertungsmethoden
Ressourcen
Aghamanoukjan, A., Buber, R., Meyer, M. (2009). Qualitative Interviews.
In: Buber, R., Holzmüller, H. Qualitative Marktforschung:
Konzepte - Methoden - Analysen. Wiesbaden: Gabler: 415-436.
Froschauer, U., Lueger, M. (2003). Das qualitative Interview.
Zur Praxis interpretativer Analyse sozialer Systeme. Wien: Facultas.
Beim Leitfadeninterview wird die Erzählperson zu einer Liste von Themen befragt. Das Gespräch wird grundsätzlich flexibel geführt, orientiert sich aber an einer Liste von Themen, die sich aus der/den Forschungsfrage/n ergeben.
Die Strukturierung des Gesprächs erfolgt anhand eines Leitfadens. Die Fragen müssen offen, erzählgenerierend und hörer_innenorientiert formuliert sein.
Die Erzählperson soll nicht „ausgefragt“ werden („Verhörtechnik“), die Befragten antworten oft „sozial erwünscht“ – je heikler eine Frage ist, desto stärker ist der Effekt. Merkmale des Interviewers (z.B. Alter, Aussehen) oder die Erhebungssituation (Wahrung von Anonymität) können das Antwortverhalten beeinflussen.
Passende Auswertungsmethoden
FACE-TO-FACE-INTERVIEW VS. TELEFON- BZW. VIDEOINTERVIEW
Leitfadeninterviews können auch via Telefon oder Videocall geführt werden und haben in einigen Fällen durchaus ihre Berechtigung. Immerhin sind Interviewpartner_innen mitunter leichter verfügbar, Anfahrtszeiten entfallen und auch die Aufnahme und Dokumentation ist durch die Technisierung einfacher geworden. Trotzdem ist der Einsatz von Telefon- bzw. Videointerviews immer abzuwägen und sollte als mögliche Alternative (nicht als selbstverständlicher Ersatz!) und nur nach Absprache mit der/m Betreuer_in bzw. dem Forschungsteam eingesetzt werden, da eine ungezwungene und natürliche Gesprächssituation meist nur in face-to-face-Situationen zu erwarten ist. Natürliche, sprachliche und v.a. auch nonverbale Reaktionen werden z.B. durch eine technische bzw. strukturierte Vorgehensweise unterbunden, verfälscht oder sind für die/den Forscher_in nicht mehr zugänglich. Einander in die Augen zu schauen, als eines der zentralen Prinzipien der Aufrechterhaltung von Kommunikation und Herstellung von Rapport, ist online schlichtweg nicht möglich (die Gesprächspartner_innen schauen nämlich de facto in die Kamera und nicht direkt in die Augen des „Gegenübers“).
Folgendes ist im Rahmen des Samplings, der Durchführung und Interpretation von Telefon- bzw. Videointerviews zu beachten:
- Zu beachten ist insbesondere eine fehlende oder gestörte Interaktion, da nicht unmittelbar auf die gesamte Mimik, Gestik oder Raumsituation des Gegenübers reagiert werden kann.
- Insbesondere vulnerable Zielgruppen können meist nicht mit online- bzw. digitalen Erhebungsmethoden erreicht werden.
- Der technische Aspekt im Zuge der Vorbereitung und Durchführung ist nicht zu unterschätzen (z.B. technische Voraussetzungen und Equipment, barrierefreie (Aufnahme-)programme, Störungen durch schlechte Internetverbindung/ Bandbreite etc.)
- Eingesetzte Programme müssen auch vor dem Hintergrund des Datenschutzes überprüft werden (DSGVO) Verweis zu Kapitel Interviewvorbereitung/ Einwilligungserklärung
Weiterführende Literatur: Dröge, K. (2020). Qualitative Interviews am Telefon oder online durchführen. QUASUS. Qualitatives Methodenportal zur Qualitativen Sozial-, Unterrichts- und Schulforschung.
Hanna, P., Mwale, S. (2017). I’m not with you, yet I am… virtual face-to-face interviews. In Braun V., Clarke V., Gray D. (Eds.). Collecting Qualitative Data: A Practical Guide to Textual, Media and Virtual Techniques. Cambridge University Press.
Mirick, R. G., Wladkowski, S. P. (2019). Skype in Qualitative Interviews: Participant and Researcher Perspectives. The Qualitative Report. 24(12), 3061-3072.
Ressourcen
Kruse, J. (2015). Qualitative Interviewforschung.
Ein integrativer Ansatz. 2. Auflage. Beltz Juventa.
EXPERT_INNENINTERVIEW
Befragung von Expert_innen zum Untersuchungsgegenstand. Der Expert_innenstatus ist in erster Linie abhängig vom Forschungsgegenstand und der sozialen Repräsentation.
Es handelt sich um eine anwendungsfeldbezogene Variante von Leitfadeninterviews. Spezifikum ist die Zielgruppe: Expert_innen stehen somit nicht als ganze Person im Fokus des Forschungsinteresses, sondern sind Repräsentanten für Handlungs- und Sichtweisen einer bestimmten Expert_innengruppe. Expert_innen zeichnen sich durch ihre Fachkompetenz und nicht zwingend durch Führungskompetenz im jeweiligen Bereich des Forschungsinteresses aus, d.h. wenn man z.B. etwas über Personalentwicklung im Unternehmen wissen möchte, würde man z.B. externe Berater_innen im Bereich Personalentwicklung interviewen.
s. Leitfaden-Interview: Die Strukturierung des Gesprächs erfolgt anhand eines Leitfadens. Die Fragen müssen offen, erzählgenerierend und hörer_innenorientiert formuliert sein.
Je höher der soziale Rang, umso schwieriger ist der Zugang. Es ist immer von Zeitknappheit auszugehen. Dies bedeutet, dass die Recherche im Vorfeld von Expert_inneninterviews viel umfassender auszufallen hat als bei anderen Interviews. Im Interview sollte man sich nur auf die Fragen konzentrieren, die tatsächlich auf keinem anderen Wege zu klären sind als durch das Interview. Der/die Interviewer_in sollte sich entsprechend dem Forschungsinteresse positionieren (z.B. als vorinformierter Laie oder Co-Expert_in).
Passende Auswertungsmethoden
FACE-TO-FACE-INTERVIEW VS. TELEFON- BZW. VIDEOINTERVIEW
Leitfadeninterviews können auch via Telefon oder Videocall geführt werden und haben in einigen Fällen durchaus ihre Berechtigung. Immerhin sind Interviewpartner_innen mitunter leichter verfügbar, Anfahrtszeiten entfallen und auch die Aufnahme und Dokumentation ist durch die Technisierung einfacher geworden. Trotzdem ist der Einsatz von Telefon- bzw. Videointerviews immer abzuwägen und sollte als mögliche Alternative (nicht als selbstverständlicher Ersatz!) und nur nach Absprache mit der/m Betreuer_in bzw. dem Forschungsteam eingesetzt werden, da eine ungezwungene und natürliche Gesprächssituation meist nur in face-to-face-Situationen zu erwarten ist. Natürliche, sprachliche und v.a. auch nonverbale Reaktionen werden z.B. durch eine technische bzw. strukturierte Vorgehensweise unterbunden, verfälscht oder sind für die/den Forscher_in nicht mehr zugänglich. Einander in die Augen zu schauen, als eines der zentralen Prinzipien der Aufrechterhaltung von Kommunikation und Herstellung von Rapport, ist online schlichtweg nicht möglich (die Gesprächspartner_innen schauen nämlich de facto in die Kamera und nicht direkt in die Augen des „Gegenübers“).
Folgendes ist im Rahmen des Samplings, der Durchführung und Interpretation von Telefon- bzw. Videointerviews zu beachten:
- Zu beachten ist insbesondere eine fehlende oder gestörte Interaktion, da nicht unmittelbar auf die gesamte Mimik, Gestik oder Raumsituation des Gegenübers reagiert werden kann.
- Insbesondere vulnerable Zielgruppen können meist nicht mit online- bzw. digitalen Erhebungsmethoden erreicht werden.
- Der technische Aspekt im Zuge der Vorbereitung und Durchführung ist nicht zu unterschätzen (z.B. technische Voraussetzungen und Equipment, barrierefreie (Aufnahme-)programme, Störungen durch schlechte Internetverbindung/ Bandbreite etc.)
- Eingesetzte Programme müssen auch vor dem Hintergrund des Datenschutzes überprüft werden (DSGVO) Verweis zu Kapitel Interviewvorbereitung/ Einwilligungserklärung
Weiterführende Literatur: Dröge, K. (2020). Qualitative Interviews am Telefon oder online durchführen. QUASUS. Qualitatives Methodenportal zur Qualitativen Sozial-, Unterrichts- und Schulforschung.
Hanna, P., Mwale, S. (2017). I’m not with you, yet I am… virtual face-to-face interviews. In Braun V., Clarke V., Gray D. (Eds.). Collecting Qualitative Data: A Practical Guide to Textual, Media and Virtual Techniques. Cambridge University Press.
Mirick, R. G., Wladkowski, S. P. (2019). Skype in Qualitative Interviews: Participant and Researcher Perspectives. The Qualitative Report. 24(12), 3061-3072.
Im Hauptteil des Interviews erzählt die Erzählperson aus dem Stegreif (Spontanerzählung). Erfragt werden Erzählungen erlebter Erfahrungen. Dabei wird Erzähltext produziert. Ein narratives Interview orientiert sich besonders stark am Gegenüber. Die Strukturierung durch die Forschenden ist sehr gering.
Diese Interviewform wird ohne Leitfaden durchgeführt. Am Beginn wird eine offene Erzählaufforderung oder Einstiegsfrage gestellt, die ein spontane Erzählung hervorrufen soll. Dann folgen Nachfrage- und Bilanzierungsteile. Die Übergänge sind fließend.
Die Erzählperson hat das monologische Rederecht, d.h. Interviewende halten sich zurück, sind nicht direktiv, nicht-gesprächsführend.
Passende Auswertungsmethoden
NARRATIVES INTERVIEW
Ein narratives Interview sollte nach Möglichkeit immer face-to-face stattfinden. Eine Durchführung über Telefon oder Videotelefonie ist bei dieser Methode nicht zu empfehlen. Der Rapport (Beziehungsaufbau zwischen Erzählperson und Interviewer) bzw. Mimik und Gestik, gelten insbesondere für diese Interviewform als sehr zentral, da längere Narrationen der Erzählerpersonen zu erwarten sind. Durch technische Probleme bzw. ein fehlendes Bild des Gegenübers könnte der Erzählfluss beeinträchtigt bzw. gehemmt werden.
Ressourcen
Helfferich, C. (2011). Die Qualität qualitativer Daten:
Manual für die Durchführung qualitativer Interviews.
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Helfferich, C. (2011). Die Qualität qualitativer Daten:
Manual für die Durchführung qualitativer Interviews.
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Schütze, F. (1983). Biographieforschung und narratives
Interview. Neue Praxis, 13(3), 283-293.
Fokusgruppe
Unter der Leitung eines qualifizierten Moderators wird ein Thema in einer Gruppe von idealerweise 5-8 Personen diskutiert. Erfahrungen und Ideen bezüglich des Themas oder einer Problemstellung sollen in der Gruppe ausgetauscht werden. Wichtig ist dabei die Interaktion zwischen den Teilnehmer_innen.
Ähnlich wie bei einem Interview kann / soll die/der Moderator_in je nach dem Grad der Strukturiertheit des Leitfadens eine untergeordnete Rolle spielen, um dem Auftauchen neuer Themen gegenüber offen zu sein und diesen auch genügend Raum in der Diskussion zu geben. Dies fordert auch eine gewisse Flexibilität der/des Moderatorin/-s sich von den Themen der Diskussionsteilnehmer_innen leiten zu lassen. Ein Grundverständnis von Gruppenprozessen ist hilfreich, um zu verstehen, was in Fokusgruppen passieren kann und warum, um adäquat darauf reagieren zu können. Als Standard in der Literatur gilt, dass pro Forschungsprojekt mindestens zwei Fokusgruppen durchgeführt werden sollten.
Bei der Zusammensetzung, Moderation und Interpretation ist auf dominierende Diskussionsteilnehmer/innen zu achten.
Passende Auswertungsmethoden
FOKUSGRUPPE ONLINE
Fokusgruppen können auch Online geführt werden, z.B. über das Internet bzw. über E-Mail oder andere technische Medien. Es gilt dabei zwischen der synchronen (alle TeilnehmerInnen sind gleichzeitig online) und der asynchronen Form (TeilnehmerInnen antworten zu unterschiedlichen Zeiten, Antworten sind für alle ersichtlich) zu unterscheiden (Flick, 2014). Die Online-Fokusgruppe bringt jedoch einige Schwierigkeiten und methodische Herausforderungen mit sich, z.B. hohe technische Anforderungen, geringe Gruppendynamik durch vorgegebene Strukturen, Mimik und Gestik nicht ersichtlich. Der Einsatz ist daher immer gründlich abzuwägen.
FOKUSGRUPPE BEZEICHNUNG
Der Begriff Fokusgruppe wird fälschlicherweise oft mit anderen Bezeichnungen gleichgesetzt. Insbesondere die „Gruppendiskussion“ ist aber stark von der Fokusgruppe abzugrenzen! Diese Unterscheidung wird v.a. in der englischsprachigen Literatur kaum getroffen, obwohl die Entwicklungsgeschichte der Gruppendiskussion in Deutschland fest durch sozialwissenschaftliche Traditionen und unterschiedliche theoretische Ansätze verankert ist (Mäder, 2013). Im Gegensatz zu Fokusgruppen, deren Untersuchungsgegenstand Meinungen und Einstellungen der befragten Individuen sind, steht bei Gruppendiskussionen nicht das individuelle Verhalten, sondern kollektive Orientierungen im Fokus. Im Rahmen von Gruppendiskussionen werden die Teilnehmer_innen in der Regel aus bereits bestehenden, realen Gruppen rekrutiert, da diese über eine gemeinsame Erfahrungsbasis verfügen und daher eine Selbstläufigkeit in der Kommunikation erwartet werden kann (vgl. Bohnsack 2000; Przyborski & Wohlrab-Sahr 2014).
Unter dem Begriff „Gruppeninterview“ ist eine gemeinsame Befragung von Personen, die aber als Individuen „gefragt“ werden, zu verstehen. Diese Form sollte jedoch aufgrund methodischer Schwächen weitgehend vermieden werden.
Ressourcen
Barbour, R.S. (2010). Focus groups. In: Bourgeault, I.
The SAGE Handbook of Qualitative Methods in Health
Research. 1. Publ. London: Sage: 327-352.
Hennink, M. M., Kaiser, B. N., Weber, M. B. (2019).
What Influences Saturation? Estimating Sample Sizes in Focus
Group Research. Qualitative health research, 29(10), 1483–1496.
Morgan, D.L. (1997). Focus groups as qualitative research.
California: Sage Publications.
ARTEFAKTANALYSE
Bei der Artefaktanalyse werden Spuren und Gebrauchsgegenstände untersucht. Die Produktion, das Auftreten und der Gebrauch der Gegenstände sagt etwas über
- historische Entwicklungen und damit verbundene Vorstellungen (z.B. Bauten, Werkzeuge),
- soziale Beziehungen und gesellschaftliche Verhältnisse (z.B. Zäune, Mauern, symbolische Markierungen, Fotos) aus.
- Artefakte liefern wichtige Information, wenn sprachliche Dokumente oder Beobachtungen nicht verfügbar sind (z.B. Bedeutung von und Umgang mit Architektur, Technik und Alltagsgegenständen).
Für die Forschungsfrage relevante Artefakte werden gezielt ausgewählt und erhoben. Zur Beschreibung, Wahrnehmung und Interpretation werden Texte erstellt.
Der Lebenszusammenhang (Kontext) von Artefakten muss miterhoben werden. Die Auswertung soll möglichst ohne Zeitdruck im Team erfolgen, um möglichst viele Perspektiven zu reflektieren.
Passende Auswertungsmethoden
Ressourcen
Froschauer, U., Lueger, M. (2020) Artefaktanalyse.
In: Mey G., Mruck K. Handbuch Qualitative Forschung in der
Psychologie. Springer, Wiesbaden.
Lueger, M., Froschauer, U. (2018).
Artefaktanalyse: Grundlagen und Verfahren.
BILDANALYSE
Bei der Bildanalyse werden eigene Fotodokumente der Forschenden, eigene Fotografien der Untersuchten oder bereits vorhandene Fotografien erhoben und untersucht.
Für die Forschungsfrage relevante Bilder werden erstellt oder erhoben und ausgewählt. Zur Beschreibung, Wahrnehmung und Interpretation werden Texte erstellt.
Es ist wichtig zu erheben, unter welchen Bedingungen ein Bild entstanden ist, für welche Zwecke es aufgenommen wurde, in welche historische Fotokultur es eingebettet ist und ob es heute anders gesehen wird als zur Zeit seiner Entstehung. Die Erhebung und Auswahl der Bilder ist besonders komplex.
Passende Auswertungsmethoden
Ressourcen
Bohnsack, R. (2015). Dokumentarische Bildinterpretation:
Methodologie und Forschungspraxis. Opladen [u.a.]: Budrich.
Tell, S. (2007). Fotografien als Quelle für die qualitative
Forschung in der Erziehungswissenschaft.
VIDEOGRAFISCHE ANALYSE
Bei der videografischen Analyse werden Filme und Videoaufzeichnungen als Datenmaterial herangezogen. Die Filme können von den Forschenden selbst erzeugt werden (wissenschaftliche Dokumentation), Privatpersonen oder Organisationen erstellen Filmmaterial zur Erinnerung an besondere Begebenheiten (z.B. Hochzeitsvideo), Filmamateure bzw. berufsmäßige Filmemacher erstellen Filme zu journalistischen oder künstlerischen Zwecken.
Die für die Forschungsfrage relevanten Videodaten werden erstellt bzw. erhoben, transkribiert und selektiert. Die konkrete Vorgehensweise hängt stark von der Datensorte ab: Feldzugang und die Rolle der Forschenden sind zu klären. Technische Bedingungen müssen getestet werden. Kriterien der Selektion müssen gut reflektiert werden. Die Selektion orientiert sich einerseits an der Relevanz der beobachtbaren Akteure und andererseits an rekursiven Merkmalen der ablaufenden Interaktionen. Es erfolgt eine Feinanalyse der einzelnen Fragmente anhand des Transkripts. Die Interpretation sollte zusätzlich zur Einzelanalyse auch im Team erfolgen.
Auf welche Weise die Aufzeichnung zustande gekommen ist, ist mitzuerheben.
Passende Auswertungsmethoden
Ressourcen
Hampl, S. (2019). Breaking Bad—Im faustischen Rausch der Gewalt.
In: Poltrum, M., Rieken, B., Ballhausen, T. Zocker,
Drogenfreaks & Trunkenbolde:
Rausch, Ekstase und Sucht in Film und Serie. Springer Verlag: 387–407.
Tuma, R., Schnettler, B., Knoblauch, H. (2013).
Videographie: Einführung in die interpretative Videoanalyse
sozialer Situationen. Wiesbaden: Springer VS.
DOKUMENTENANALYSE
Bei der Dokumentenanalyse werden z.B. Aktennotizen, Verträge, Vermerke, Tagebücher, Statistiken, Jahresberichte, Zeugnisse, Briefe, Gutachten etc. analysiert. Sie zeigen einen Ausschnitt der sozialen Wirklichkeit.
Für die Forschungsfrage relevante Dokumente werden erhoben und selektiert.
Layout und Äußerlichkeiten sollten ebenfalls berücksichtigt werden. Dokumente sind eine eigenständige Datenebene und sollten nicht gemeinsam mit anderen Daten (z.B. Interviews) ausgewertet werden.
Passende Auswertungsmethoden
Die Dokumentenanalyse ist sowohl Erhebungs- als auch Auswertungsform.
Ressourcen
Wolff, S. (2004). Dokumenten- und Aktenanalyse
In: Flick, U./Kardorff, E. v./Steinke, I. Qualitative Forschung.
Ein Handbuch. Reinbek: Rowohlt: 502-513.
TEILNEHMENDE BEOBACHTUNG
Bei der teilnehmenden Beobachtung interagieren die Forschenden mit den zu Beobachtenden und übernehmen eine entsprechende Rolle. Die Forschenden werden selbst Teil des Feldes. Teilnehmende Beobachtungen können sowohl offen als auch verdeckt (die Beobachteten wissen nicht, dass sie beobachtet werden) und strukturiert (d.h. anhand vorgegebener Kategorien) oder unstrukturiert vorgenommen werden.
Folgende Überlegungen sind anzustellen: Rolle des/r Beobachter_in, Auswahl des Beobachtungsfeldes und der Beobachtungseinheiten, Verhalten im Feld und zur Aufzeichnung. Die Erhebung der Daten erfolgt schriftlich anhand von Protokollen bzw. Feldnotizen während oder nach der Beobachtung.
Passende Auswertungsmethoden
Ressourcen
Lamnek, S. (2010). Qualitative Sozialforschung. Weinheim: Beltz Verlagsgruppe.
Ruso, B. (2009). Qualitative Beobachtung.
In: Buber, R., Holzmüller, H. Qualitative Marktforschung:
Konzepte - Methoden - Analysen. Wiesbaden: Gabler: 525-536.
NICHT TEILNEHMENDE BEOBACHTUNG
Bei der nicht teilnehmenden Beobachtung beobachten die Forschenden das interessierende Verhalten von außen. Nicht teilnehmende Beobachtungen können sowohl offen als auch verdeckt (die Beobachteten wissen nicht, dass sie beobachtet werden) und strukturiert (d.h. anhand vorgegebener Kategorien) oder unstrukturiert vorgenommen werden.
Bei der nicht teilnehmenden Beobachtung beobachten die Forschenden das interessierende Verhalten von außen. Nicht teilnehmende Beobachtungen können sowohl offen als auch verdeckt (die Beobachteten wissen nicht, dass sie beobachtet werden) und strukturiert (d.h. anhand vorgegebener Kategorien) oder unstrukturiert vorgenommen werden.
Es besteht die Gefahr, Erklärungsmuster aus der eigenen Lebenswelt auf die zu beobachtende Situation zu übertragen und so eigentlich fremdes Verhalten an eigenen Erwartungen zu messen und zu beurteilen („Ethnozentrismus“).
Passende Auswertungsmethoden
Ressourcen
Ruso, B. (2009). Qualitative Beobachtung.
In: Buber, R., Holzmüller, H. Qualitative Marktforschung:
Konzepte - Methoden - Analysen. Wiesbaden: Gabler: 525-536.
Weischer, C., Gehrau, V. (2017).
Die Beobachtung als Methode in der Soziologie. Konstanz:
UVK Verlagsgesellschaft mbH: München: UVK Lucius.
EINZELFALLSTUDIE/ CASE STUDY
Die Einzelfallstudie ist ein Forschungsansatz, in dem ein Fall (Person, Gruppe, Organisation, Institution, Kultur, etc.) ganzheitlich im realen Kontext untersucht wird.
Der Erkenntnisnutzen muss auch über den Einzelfall hinaus bestehen. Besonders in der Einzelfallstudie ist ein theoriegeleitetes Vorgehen wichtig.
Passende Auswertungsmethoden
Ressourcen
Lamnek, S. (2010). Qualitative Sozialforschung. Weinheim: Beltz Verlagsgruppe.
Heimerl, P. (2009). Fallstudien als forschungsstrategische Entscheidung.
In: Buber, R., Holzmüller, H. Qualitative Marktforschung:
Konzepte - Methoden - Analysen. Wiesbaden: Gabler: 381-400.
Yin, R.K. (2018).
Case Study Research and Applications: Design and Methods.
Sixth ed. Los Angeles: SAGE.
GRounded Theory
Die Grounded Theory ist keine einzelne Erhebungs- oder Auswertungsmethode, sondern eine Konzeption des sozialwissenschaftlichen Erkenntnis- und Forschungsprozesses. Idee, Forschungsfrage, Datensammlung, -analyse, Theorieformulierung und Ergebnisberichterstellung sind verschränkt.
Die empirische Vorgangsweise hat drei Schlüsselelemente:
- das theoretische Sampling: die Auswahl orientiert sich an der fortlaufenden Datenerhebung und -analyse,
- das offene Kodieren: liefert dichte Beschreibungen und ist Voraussetzung für die Theorieentwicklung und strukturiert das theoretische Sampling,
- das Verfassen von Memos, um die Theorie zu formulieren und den Forschungsprozess zu reflektieren.
Eine Forschungsarbeit darf sich nicht „Grounded“ nennen, wenn einzelne Elemente wie das theoretische Sampling oder die offene Kodiertechnik angewendet werden, sondern nur wenn der vollständige Forschungsprozess dem Gesamtkonzept entspricht.
Passende Auswertungsmethoden
Ressourcen
Grounded Theory ist sowohl Erhebungs- als auch Auswertungsmethode!
Böhm, A. (2004). Theoretical coding:
Text analysis in grounded theory.
In: Flick, U., Kardorff, E.v., Steinke, I. A companion to
qualitative research. London: Sage: 270-275.
Lueger, M. (2009). Grounded Theory.
In: Buber, R., Holzmüller, H. Qualitative Marktforschung:
Konzepte - Methoden - Analysen. Wiesbaden: Gabler: 189-205.
INHALTSANALYSE
Mittels einer Inhaltsanalyse werden auf Basis von ausgewählten Texten, Einstellungen, Merkmale und/oder Strukturen sowie deren Beziehungen erhoben.
Das Textmaterial wird gesichtet und relevante Textstellen in Bezug auf die Forschungsfrage markiert (codiert), dadurch wird ein Gruppieren von ähnlichen Textstellen ermöglicht. Vorliegende Codes (Textelemente) werden Kategorien zugeordnet. Kategorien werden auf Basis der Forschungsfrage/n bzw. des Textmaterials definiert und erarbeitet. Dieses Vorgehen kann einerseits theoriegeleitet sein (deduktiv) oder sich anderseits direkt am Material orientieren (induktiv). Auch eine Kombination dieser beiden Vorgehensweisen ist möglich. Abschließend wird das Kategoriensystem möglichst im Team interpretiert.
In der Literatur existieren sehr unterschiedliche Definitionen und Vorgehensweisen! Je nach Forschungsfrage und -gegenstand können unterschiedliche Vorgehensweisen gewählt werden. Es ist insgesamt nur geringe analytische Tiefe möglich.
Passende Auswertungsmethoden
Ressourcen
Boyatzis, R.E. (1998).
Transforming Qualitative Information:
Thematic Analysis and Code Development.
Thousand Oaks, CA: Sage.
Krippendorff, K. (2013).
Content analysis: an introduction to its methodology (3rd ed).
Los Angeles/ London: SAGE.
Kuckartz, U. (2012).
Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung.
Weinheim und Basel: Beltz Juventa.
Mayring, P. (2015).
Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken.
12. Auflage. Weinheim/Basel: Beltz Verlag.
THEMENANALYSE
Mittels einer Themenanalyse werden auf Basis von ausgewählten Texten, Spezifika einer Themendarstellung und der Zusammenhang verschiedener Themen erhoben.
Das Textmaterial wird gesichtet und relevante Textstellen in Bezug auf die Forschungsfrage werden markiert (codiert), dadurch wird ein Gruppieren von ähnlichen Textstellen ermöglicht. Durch ein Clustern der vorliegenden Codes entstehen Themen. Diese werden charakterisiert und Unterschiede zwischen den Themen werden herausgearbeitet. Die Interpretation sollte möglichst im Team erfolgen.
Es ist insgesamt nur geringe analytische Tiefe möglich.
Passende Auswertungsmethoden
Ressourcen
Braun V., Clarke V. (2006).
Using thematic analysis in psychology.
Qualitative Research in Psychology. 2006;3(2):77–101.
Froschauer, U., Lueger, M. (2003).
Das qualitative Interview.
Zur Praxis interpretativer Analyse sozialer Systeme. Wien: Facultas.
ARTEFAKTANALYSE
Im Rahmen einer Artefaktanalyse werden z.B. Bilder, Gegenstände, Architektur, Fotos, Filme oder Kleidung beschrieben und interpretativ erschlossen. Die Wahrnehmung wird in einen sprachlichen Text umgewandelt. Darauf basierend sollen Aussagen über das soziale Umfeld des Artefakts getroffen werden können. Der soziale Kontext wird durch Herstellung, Wirkung und Gebrauch erschlossen. Kontrastierungen sind sinnvoll.
Die Analyse sollte möglichst im Team und schrittweise im Hinblick auf folgende Analyseebenen durchgeführt werden:
- Forschungskontext: Erkenntnisinteresse
- Existenzbedingungen des Artefakts: Existenzgründe/-voraussetzungen
- Deskriptive Analyse: Materialität, Kontextcharakteristik
- Alltagskontextuelle Sinneinbettung: soziale Bedeutungen, involvierte Akteur_innen, Kontext
- Distanziert-strukturelle Analyse: Produktion, Wirkungen und Funktionen, Umgang, Integration
- Komparative Analyse: Vergleichbare Artefakte, typische Kontexte
- Zusammenfassung: Rekonstruktion des Artefaktkontextes im Hinblick auf das Erkenntnisinteresse
Zweidimensionale Artefakte (z.B. Fotos, Plakate) sind von dreidimensionalen (z.B. Räumen) und belebten (z.B. Menschen, Tiere, Pflanzen) Artefakten zu unterscheiden.
Passende Auswertungsmethoden
Ressourcen
Aghamanoukjan, A., Buber, R., Meyer, M. (2009). Qualitative Interviews.
In: Buber, R., Holzmüller, H. Qualitative Marktforschung:
Konzepte - Methoden - Analysen. Wiesbaden: Gabler: 415-436.
Froschauer, U., Lueger, M. (2003). Das qualitative Interview.
Zur Praxis interpretativer Analyse sozialer Systeme. Wien: Facultas.
DOKUMENTARISCHE METHODE (DM)
Bohnsack knüpft als Begründer der DM an die Kultur- und Wissenssoziologie Karl Mannheims an. Es sollen kollektiv geteilte Orientierungsmuster herausgearbeitet und somit Handlungsweisen von Individuen erklärt werden.
Im Zuge der DM werden Texte im Hinblick auf ihren „immanenten“ und „dokumentarischen“ Sinngehalt analysiert. Diese Differenz ist auch in den beiden zentralen Arbeitsschritten zu berücksichtigen:
- Bei der formulierenden Interpretation einerseits und
- der reflektierenden Interpretation andererseits, geht es darum, das, was wörtlich gesagt wird, vom Rahmen in dem es behandelt wird, zu unterscheiden.
- Im Zuge der Fall- oder Diskursbeschreibung wird der Diskursverlauf nacherzählt und mit Zitaten belegt.
- Abschließend folgt eine fallübergreifende Analyse mit dem Ziel eine Typenbildung vorzunehmen.
Die Methode ist sehr komplex und umfangreich und v.a. für kleinere Forschungsprojekte nicht geeignet. Oft werden auch nur die ersten 2-3 Auswertungsschritte durchgeführt.
Passende Auswertungsmethoden
Ressourcen
Bohnsack, R. (2003). Rekonstruktive Sozialforschung.
Einführung in die Methodologie und Praxis qualitativer Forschung.
5. Auflage. Opladen: UTB/Leske+Budrich.
Bohnsack, R. (2003). Rekonstruktive Sozialforschung.
Einführung in die Methodologie und Praxis qualitativer Forschung.
5. Auflage. Opladen: UTB/Leske+Budrich.
Bohnsack, R. (2003). Rekonstruktive Sozialforschung.
Einführung in die Methodologie und Praxis qualitativer Forschung.
5. Auflage. Opladen: UTB/Leske+Budrich.
REKONSTRUKTIV- HERMENEUTISCHE METHODE
Im Rahmen der rekonstruktiv- hermeneutischen Methode werden aus Texten zentrale Motive, Deutungsmuster, Sichtweisen und Thematisierungsregeln herausgearbeitet. Die zentralen Motive können gebündelt werden und somit eine abschließende Interpretation ermöglichen. Die Aufmerksamkeitsebenen
- Interaktion
- Syntaktik
- Semantik und
- Erzählfiguren
stehen im Fokus der Analyse.
Die Analyse erfolgt immer im Team: zuerst wird getrennt analysiert und danach erfolgt der Abgleich im Team. Neben dem Inhaltsaspekt wird eingangs eine Deskription mit Bezug auf die vier Aufmerksamkeitsebenen vorgenommen, ohne bereits zu interpretieren. Danach werden für die einzelnen Passagen Lesearten / Deutungen vorgeschlagen und nach zentralen Motiven gesucht, die sich fortsetzen (=Interpretation).
Passende Auswertungsmethoden
Ressourcen
Kruse, J. (2007).
Reader „Einführung in die qualitative Interviewforschung“, Freiburg.
Kruse, J. (2015). Qualitative Interviewforschung.
Ein integrativer Ansatz. 2. Auflage. Beltz Juventa.
GROUNDED THEORY (GT)
Die GT ist keine einzelne Erhebungs- oder Auswertungsmethode, sondern eine Konzeption des sozialwissenschaftlichen Erkenntnis- und Forschungsprozesses. Idee, Forschungsfrage, Datensammlung, -analyse, Theorieformulierung und Ergebnisberichterstellung sind verschränkt.
Zentrale Schritte im Zuge der Auswertung sind das offene Kodieren (der Text wird in kleinen Einheiten analysiert und daraus werden Konzepte entwickelt) und das Verfassen von Memos (weiterführende Erläuterungen zu den Codes). Im nächsten Schritt des axialen Kodierens werden den Codes Kategorien zugewiesen. Dabei wird um eine zentrale Kategorie ein Beziehungsnetzwerk zu anderen Kategorien hergestellt. Anhand eines Kodierparadigmas können Beziehungen zwischen den einzelnen Kategorien erklärt werden.
Eine Forschungsarbeit darf sich nicht „Grounded“ nennen, wenn einzelne Elemente wie das theoretische Sampling oder die offene Kodiertechnik angewendet wird, sondern nur, wenn der vollständige Forschungsprozess dem Gesamtkonzept entspricht.
Passende Auswertungsmethoden
Grounded Theory ist sowohl Erhebungs- als auch Auswertungsmethode!
Ressourcen
Böhm, A. (2004). Theoretical coding:
Text analysis in grounded theory. In: Flick, U., Kardorff, E.v.,
Steinke, I. A companion to qualitative research. London: Sage: 270-275.
Lueger, M. (2009). Grounded Theory.
In: Buber, R., Holzmüller, H. Qualitative Marktforschung:
Konzepte - Methoden - Analysen. Wiesbaden: Gabler: 189-205.
IN DER FORSCHUNGSPRAXIS: PASSENDE METHODEN FÜR EINE KONKRETE FORSCHUNGSFRAGE AUSWÄHLEN
Überlegen Sie mit uns: Welche Methoden passen zu unserer Forschungsfrage? Warum? Und warum nicht?
Welche Erhebungsmethoden passen besonders zu dieser Forschungsfrage?
Passende Erhebungsmethoden: Grounded Theory, Expert_inneninterviews, Fokusgruppen, Leitfadeninterviews
Die Grounded Theory ist eine passende Forschungsmethode für unsere Forschungsfrage, weil …
… die Methode eine sehr offene und tiefgehende Herangehensweise hat. So kann ein sehr dichtes Bild gezeichnet werden, wie Personen Personalentwicklungsmaßnahmen wahrnehmen.
Die Grounded Theory ist eine schwierige Erhebungsmethode für dieses Forschungsprojekt, weil …
… die Anwendung sehr zeitintensiv ist, die Erhebung weniger planbar und daher evtl. schwierig zu mit den Fristen für die Abgabe der Arbeit zu vereinbaren ist.
Expert_inneninterviews mit Personalverantwortlichen ist eine passende Erhebungsmethode für dieses Forschungsprojekt, weil …
… diese einen guten Einblick in die Personalentwicklungsmaßnahmen ihres Unternehmens haben.
Expert_inneninterviews mit Personalverantwortlichen ist eine schwierige Erhebungsmethode für dieses Forschungsprojekt, weil …
… die Forschungsfrage nach der Perspektive der Arbeitnehmer_innen verlangt. Expert_inneninterviews mit Personalverantwortlichen würden zeigen wie die Personalverantwortlichen denken. Sie könnten nur über Hören-Sagen sagen, was die Arbeitnehmer_innen darüber denken. Besonders die Gründe würde man hier nicht direkt von den Betroffenen hören.
Fokusgruppen mit Betroffenen sind passend für dieses Forschungsprojekt, weil …
… man auf einmal viele Meinungen erheben kann, und weil sich die Teilnehmer_innen dann gleich darüber austauschen können.
Fokusgruppen mit Betroffenen können schwierig sein für dieses Forschungsprojekt, weil …
… wenn die Teilnehmer_innen aus verschiedenen Unternehmen kommen, sie vermutlich unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben, und es vielleicht schwierig ist darüber ein gemeinsames Gespräch zu führen.
Aus praktischen Gründen ist es außerdem oft schwierig, einen Termin zu finden an dem alle Teilnehmer_innen ausreichend Zeit haben.
Leitfadeninterviews mit Betroffenen sind passend für dieses Forschungsprojekt, weil …
… aus der Perspektive eines/r Betroffenen persönliche Erfahrungen und Meinungen erhoben werden können. Damit können die Forschungsfragen gut beantwortet werden.
Wie viele Interviewpartner_innen sollten befragt werden?
Die Anzahl an Interviews hängen von den Vorgaben und den Ressourcen ab.
Weitere Informationen finden Sie dazu im Qualitorial Teil Sampling.
Wie kann ich die Interviewpartner_innen rekrutieren?
Beispielsweise über persönliche Kontakte zu Bekannten und Freund_innen können Interviewpartner_innen gefunden werden.
Weitere Informationen finden Sie dazu im Qualitorial Teil Interviewvorbereitung.
Ist es empfehlenswert die Interviews in der eigenen Organisation zu führen?
Nein, das Führen von qualitativen Interviews in der eigenen Organisation ist weniger zu empfehlen, weil dann womöglich eigenen Annahmen über die Organisation stark hineinspielen. Es ist sehr schwierig die nötige Distanz hast als Interviewer_in in der eigenen Organisation aufzubringen.
Welche Auswertungsmethoden passen besonders zur Forschungsfrage und Leitfadeninterviews als Erhebungsmethode?
Passende Auswertungsmethoden: Themenanalyse, Inhaltsanalyse, Dokumentarische Methode, Rekonstruktiv-hermeneutische Methode.
Die rekonstruktiv-hermeneutische Methode ist passend für dieses Forschungsprojekt, weil …
… mit dieser Methode der Text sehr intensiv analysiert werden und in die Tiefe gegangen werden kann. So kann auch hinter die Aussagen geschaut werden.
Die rekonstruktiv-hermeneutische Methode ist schwierig für dieses Forschungsprojekt, wenn …
… es noch nicht viel Erfahrung in der Textanalyse gibt.
… keine Kolleg_innen für Interpretationsworkshops zur Verfügung stehen.
… nicht viel Zeit für die Analyse zur Verfügung steht.
Die Themenanalyse ist passend für dieses Forschungsprojekt, weil …
… die Forschungsfrage mehr auf Themen und Inhalte und weniger auf latente Sinnstrukturen fokussiert.
… weil hier die Themenvielfalt interessant ist.
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CHECKLISTE METHODENWAHL
In der qualitativen Forschung bestimmen sich Gegenstand und Methode immer wechselseitig! Varianten und Kombinationen sind daher immer vor dem Hintergrund der konkreten Forschungsfrage und lediglich als Beispiele und nicht als allgemeingültige Empfehlungen zu verstehen!
Fragen für den Auswahlprozesses der Methode/n:
- Kann die Erhebungsmethode die wesentlichen Aspekte der Fragestellung erfassen?
- Ist die Erhebungsmethode für die Zielgruppe geeignet / passend?
- Ist der für diese Erhebungsmethode erforderliche Zugang zur Zielgruppe / Feld / Material vorhanden?
- Ist die Erfahrung bzw. der Bezug der Forschenden hinsichtlich Frage / Forschungsfeld hinderlich oder förderlich (–>Selbstreflexion)?
- Ist die Erhebungs- und Auswertungsmethode mit folgenden Ressourcen des Forschers kompatibel:
- Zeitliche Ressourcen (einige Methoden sind zeitintensiver als andere, z.B. Grounded Theory)
- Praktische Erfahrung / Unterstützung bei der Durchführung
- Finanzielle Ressourcen (z.B. für Reisekosten oder technisches Equipment)
Literatur
(Alle Texte beziehen sich zur besseren Nachvollziehbarkeit auf die folgenden genannten Werke, die teilweise auch in einer Online-Version verfügbar sind. Von einigen hier gelisteten Büchern gibt es bereits aktuellere Auflagen.)
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